Wie steht es um die deutsch-griechische Erinnerungsarbeit? Vor welchen Herausforderungen steht sie? Wie kann eine gemeinsame Erinnerungsarbeit aussehen? Über diese Fragen hat sich die AG Deutsch-Griechische Erinnerungsarbeit in ihrer konstituierenden Sitzung, die Ende Juni auf Kreta stattfand, ausgetauscht.
In den Räumlichkeiten der Orthodoxen Akademie in Chania haben Pädagog*innen, Historiker*innen und erfahrene Akteur*innen der Jugendarbeit aus beiden Ländern aus der Praxis ihrer Arbeit berichtet: wie sieht ihre Arbeit aus, welche Methoden nutzen sie und welche Bedarfe sehen sie. Ziel der AG ist es, das DGJW in der Stärkung und dem Ausbau der deutsch-griechischen Erinnerungsarbeit, insbesondere im Kontext der Jugend- & Bildungsarbeit, zu beraten.
Zunächst ging es um darum, was Erinnerungsarbeit in Deutschland und in Griechenland bedeutet und wie eine gemeinsame Erinnerungsarbeit gestalten werden kann. Um Gemeinsamkeiten und Unterschiede auszumachen, erstellten die AG Teilnehmenden eine Übersicht. Beispiele aus beiden Ländern zeigten, dass Erinnerungsarbeit sowohl von „oben nach unten“ als auch umgekehrt funktioniert: also große institutionelle Strukturen gestalten den Rahmen, in dem kleine lokale Initiativen arbeiten, aber auch kleine Projekte zeigen mit ihrer Arbeit auf, wo es Bedarf gibt, die durch Politik und Zivilgesellschaft aufgegriffen werden können.
Die Mehrheit der Teilnehmenden ist an der praktischen Umsetzung von Projekten der Erinnerungsarbeit beteiligt. So gestaltete sich ein Erfahrungsaustausch als besonders wertvoll. Es konnten konkrete Vorschläge, Ratschläge und Forderungen an das DGJW zur Stärkung und dem Ausbau der deutsch-griechischen Erinnerungsarbeit formuliert werden.
Eine wichtige Rolle bei der Erinnerungsarbeit spielen Gedenkorte. Kreta sollte im Zweiten Weltkrieg mit dem Unternehmen Merkur erobert werden. An einigen Dörfern stießen die deutschen Einheiten auf Widerstand. Das forderte erhebliche Verluste an Menschenleben – auf allen Seiten. Der zweite Tag startete mit einer Exkursion, die den lokalen Bezug zur Erinnerungsarbeit mit den Geschehnissen auf Kreta thematisierte: Wir trafen einen Chronisten, der ehrenamtlich versucht, die Geschehnisse der Schlacht um Kreta an Interessierte weiterzugeben. Anschließend besuchten wir den Deutschen Soldatenfriedhof in Maleme und das Märtyrerdorf Kakopetros. Dort hat uns der Sohn eines Überlebenden die Geschichte seiner Familie und seines Dorfes erzählt. Viele dieser Geschichte sind außerhalb der Dörfer nicht bekannt – an diesem Punkt möchte die AG ihre Arbeit ansetzen.
Die AG Deutsch-Griechische Erinnerungsarbeit wird gegen Ende des Jahres noch einmal digital zusammenkommen und im kommenden Jahr in Deutschland, in der Mahn- & Gedenkstätte Ravensbrück, tagen.